Regen als Segen

Judith Everding berichtet in einem Blog über ihren Aufenthalt in Uganda

Von Mareike Katerkamp wn.de
 

In losen Abständen berichtet sie in einem Blog auf der Vereinsseite von ihren Erfahrungen. Dabei erzählt sie nicht nur von ihrer Arbeit, sondern auch von alltäglichen Dingen wie dem Waschen und Kochen sowie dem Osterfest vor Ort.

Ein Thema ihrer Berichte ist auch das Klima in Uganda. „Hier setzt sich die Regenzeit jetzt langsam fest“, schreibt Judith Everding Ende März. „Ein Segen für all die Farmer auf dem Land und auch für schweißgeplagte Nordeuropäer! Leider bedeutet Regen hier nicht, dass es auch im nahen Südsudan regnet. Und selbst wenn es so wäre, würde der anhaltende Bürgerkrieg ein Ende der Hungersnot wohl nicht zulassen.

Ich habe schon mitbekommen, dass viele Gesundheitsmitarbeiter und Priester aus der Umgebung sich auf den Weg in die Flüchtlingslager gemacht haben. Father Cyprian erzählte mir außerdem, dass um uns herum viele Sudanesen bei ihren ugandischen Verwandten Zuflucht gefunden haben und nun versuchen, der Registrierung durch die Behörden zu entgehen, da sie dann auch in eines der überfüllten Flüchtlingscamps verfrachtet würden. Eine schwer zu begreifende Tatsache, dass sich nur wenige hundert Kilometer von Obiya entfernt eine solche humanitäre Katastrophe abspielt.“

Allerdings sorge der Regen auch für eine Malaria-Welle, schreibt Judith Everding. So werde bei fast allen Kindern und Schwangeren ein Malaria-Test durchgeführt, da Malaria in Uganda „immer eine wahrscheinliche und gefährliche Ursache für verschiedenste Symptome ist.“ Wenn vieles für Malaria spricht, wird ein Tropfen Blut des Patienten mit dem Mikroskop auf Parasiten untersucht. Diese Methode ist sicherer und informiert außerdem über den Schweregrad des Parasitenbefalls.

„Die gute Nachricht ist, dass den meisten Patienten schnell und effektiv geholfen werden kann“, so die 23-Jährige. „Die Antimalaria-Wirkstoffe werden entweder als Tabletten Zuhause eingenommen oder in schwereren Fällen per Infusion verabreicht – dafür bleiben die Patienten dann 24 Stunden im Health Centre.“

Auch von ihren ersten Erfahrungen beim Waschen und Kochen berichtet die Schöppingerin. „Da Cyprians Putz- und Kochfee Mercy krank ist, war dieses Wochenende Hausarbeit angesagt. Ich verstehe jetzt auch, warum die meisten Frauen hier keinen Sport machen! Bettwäsche mit der Hand waschen (das hätte ich natürlich sowieso selbst gemacht) ist unglaublich anstrengend! Ohne die Hilfe von Vicky, einer Freundin, die Cyprian um Unterstützung gebeten hatte, wäre ich wohl verzweifelt.

Außerdem erfordert das Kochen hier wirklich extrem viel Zeit. Wir haben direkt nach dem Frühstück mit den Vorbereitungen für das Mittagessen angefangen. Die Bohnen benötigen auf dem traditionellen Kochfeuer zum Beispiel zwei bis drei Stunden. Und nach dem Mittagessen geht die Arbeit direkt weiter, schließlich muss abends, wie hier üblich, auch wieder warm gegessen werden . . .“

Zu Ostern war Judith Everding bei einer Familie auf dem Dorf eingeladen. Abends traf sich dort die gesamte Nachbarschaft zu dem Fest und tanzte ausgiebig miteinander. Den „Labour Day“ feierte sie gemeinsam mit den Angestellten von „Health Centre“ und der Schule. Dort aß sie auch zum ersten Mal mit den Händen. „Gar nicht so leicht, wenn es sich unter anderem um Reis handelt“, schreibt die Schöppingerin.

Die ersten zwei Monate vergingen „wirklich wie im Fluge“, so die 23-Jährige. „Inzwischen habe ich zu schätzen gelernt, dass ich mir ein ‚ganzes halbes Jahr‘ Zeit genommen habe.“

Mittlerweile hat sie auch ihre ersten Tage in der „Maternity Unit“ verbracht. Dort zählen zu ihren Aufgaben die Vorsorge, die Geburtshilfe und die Nachsorge für Mutter und Kind. „Was mich immer wieder schockt, ist das Alter der (werdenden) Mütter“, schreibt Judith Everding. „Ein großer Teil ist jünger als ich – und heute untersuchten wir sogar eine 16-Jährige.“

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