Sabrina J.

Irii maber!   – Guten Tag!

Zunächst möchte ich mich gerne kurz vorstellen:

Ich bin Sabrina Jevric, 19 Jahre alt und studiere Pflegewissenschaft in München. Ursprünglich komme ich aus Münster und bin aufgrund dessen auch auf das Projekt der Gemeinde St. Mauritz gestoßen. Für mich stand schon ziemlich lange fest, dass ich nach meinem Abitur zwar etwas von der Welt sehen möchte, dabei aber auch gleichzeitig etwas Sinnvolles machen möchte. So kam es dann, dass ich von Juli bis September 2017 nach Obiya-Palaro geflogen bin.

Ich hoffe, Ihr habt Spaß beim Lesen und vielleicht weckt das Ein oder Andere Euer Interesse, Euch näher mit dem Projekt zu befassen.

Vor Beginn meiner Reise war ich natürlich super aufgeregt und auch ein wenig überfordert. Noch nie habe ich so eine lange, weite Reise komplett alleine bestritten. So war ich ziemlich erleichtert, dass ich mich bei jeder Frage an Judith wenden konnte, die bereits seit März in Gulu war. Egal, ob es um die richtige Kleidung ging, oder welche Medikamente man benötigt. Danke dafür.

Für mich persönlich ist es recht schwer, so viele Erlebnisse, Gedanken, Gefühle und auch Erfahrungen strukturiert und für andere verständlich niederzuschreiben. Darum habe ich meinen Text in Kategorien unterteilt und meine Gedanken und Erfahrungen dazu jeweils festgehalten.

Land und Leute:

Das erste, was mir in Uganda aufgefallen ist, ist das Lächeln. Bereits am Flughafen fiel mir auf, dass mich jeder freundlich anlächelt und auf Small-Talk steht. Für mich war dies zunächst etwas verwirrend, weil man in Deutschland meist gar nicht beachtet wird, wenn man die Straße entlang geht. In Uganda hingegen durfte ich immer wieder die Erfahrung machen, dass man angelächelt wird, ob man sich kennt oder nicht. Besonders die Kinder freuen sich immer, wenn sie einen „Muzungu“ (oder auch “Mono-Mono” -> weiße Menschen) sehen. Winkend und lachend stehen sie dann am Straßenrand und sind überglücklich, wenn man zurück winkt. Allerdings gibt es leider auch viele Kinder, die wirklich Angst vor einem haben. Die Erfahrung habe ich vor allem während der Arbeit gemacht.

Grundsätzlich sind die Menschen super freundlich und empfangen dich überall mit offenen Armen. Wenn du bei Ihnen zuhause bist, wird meistens Essen aufgetischt oder wenígstens Soda (Softgetränke wie z.B. Cola) verteilt. Alleine ist man dort nie gewesen. Die Leute, die ich getroffen habe, waren allesamt super gesellige Menschen, mit denen man den ganzen Abend lachen konnte, die aber auch mal über politische Themen diskutiert haben.

So habe ich auch schnell neue Leute kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen.
Leider hatte ich einige Tage mit Kreislaufproblemen zu tun, aber Poleen war immer zur Stelle, hat Saft gemacht oder mir Tipps gegeben, wie ich schnell wieder auf die Beine komme. Wie eine Mama hat sie sich um mich gekümmert. Aber auch Father Cyprian war immer ganz besorgt.

Die Arbeit:

 Die Arbeit hat mir super viel Spaß bereitet. Zwar hatte ich zu Beginn enorme Schwierigkeiten mit den Namen der Patienten, aber das hat sich im Laufe der Zeit gelegt. Besonders gerne habe ich mit Grace die Impfungen übernommen. Meist war nicht so viel los, weswegen ich nur dokumentiert und sie währenddessen geimpft hat, aber das ein oder andere Mal durfte ich nach Anweisung auch selbst impfen. Allerdings nur bei Erwachsenen, denn die Babys zu Impfen habe ich mich nicht getraut, denen habe ich lieber die Vitamin A Tropfen verabreicht. Nicht selten kam es jedoch vor, dass die Babys / Kinder so Angst vor mir hatten, dass sie sich strikt geweigert haben, die Tropfen von mir zu bekommen. Da half es auch nichts, wenn man so tat, als ob die Tropfen super süß und lecker sind. So schlimm war es jedoch sehr selten, denn meist überwog dann doch der Gedanke an etwas Süßes im Mund.

Von Tag eins an wartete ich auf eine Geburt in der Maternity, bei der ich dabei sein durfte. Recht zum Ende hin war es dann soweit und ich muss sagen…es war schon verrückt. Auf einmal erblickt ein kleiner Junge das Licht der Welt und ein neues Leben ist auf der Welt. Es war schön. Allerdings muss ich zugeben, dass sich mein Magen schon ein wenig umgedreht hat und mir die Hitze in den Kopf gestiegen ist währenddessen.

An den Nachmittagen habe ich vergeblich versucht die Sprache zu lernen – was für sehr viele Lacher meiner Mitarbeiterinnen gesorgt hat.

Es war super bereichernd, die Arbeit im Health Center Tag für Tag mitzuerleben und selbst mitwirken zu können.

Ereignisse:

Während meiner Zeit in Obiya-Palaro durfte ich unheimlich viel erleben. Bereits an meinem ersten Wochenende dort sind wir zu der Eröffnung der Sacred Heart University gefahren. Nach 2 ½ Stunden Messe folgten dann nochmal 4 Stunden Reden. Das war für mich natürlich etwas komplett Neues, da ich es bisher nicht kannte, so lange Reden zu hören. Allerdings habe ich mich daran sehr schnell gewöhnt und irgendwann sind auch 3 ½ stündige Messen wie im Flug vergangen. Denn Messen gab es wirklich viele. Genauso interessant fand ich das System der Taufe. Ich kannte es bislang so, dass höchstens zwei Kinder pro Messe (oder eben privat) getauft werden. Allerdings wird es in St. Mauritz so gehandhabt, dass es einmal im Monat einen Termin gibt, wo sich die Eltern eintragen können und dann werden eben all die Kinder getauft. So wurde mir von einem Pfarrer aus der Nachbargemeinde Holy Rosary berichtet, dass er an einem Samstag 100 Kinder zur Taufe hatte. Da kann man sich vorstellen, wie lang die Messe war.

Außerdem durfte ich die Hochzeit eines Freundes miterleben. Komplett überfordert, was man in Uganda zu einer Hochzeit schenkt, sind Judith und ich durch die Stadt gelaufen und haben uns nach einem Geschenk umgeschaut. Mehrfach wurde uns geraten, Bettwäsche zu schenken, aber das kam uns ein wenig ulkig vor. Letztlich haben wir dann aber Gott sei Dank doch noch das perfekte Geschenk gefunden (keine Bettwäsche).

Ein großes Highlight war natürlich der Murchison Falls Nationalpark. Früh am Morgen machten wir – Judith, Christian, Kevin und ich – uns auf den Weg. Ich denke es ist nicht möglich all diese Eindrücke, die an diesem Tag auf mich eingeprasselt sind, wirklich in Worte zu fassen. Es war einfach unbeschreiblich, diese Vielfalt , sowohl der Tiere, als auch der Landschaft, mit eigenen Augen zu sehen und nicht nur auf Fotos von anderen. Mein persönliches Highlight war zum einen der Babyelefant und natürlich der Wasserfall. Auf unserer Tour über den Nil hat es auf dem Rückweg angefangen zu gewittern, was das Ganze nur noch aufregender gemacht hat.

Ich kann gar nicht von allem berichten, aber zu guter Letzt möchte ich noch von meinem Geburtstag berichten. Für mich war es schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass ich an meinem Geburtstag nicht bei meiner Familie sein kann. Doch auch in Obiya kann ordentlich gefeiert werden. Mit der ganzen Truppe waren wir erst im Golden Peace essen und sind danach ins BJ’z gegangen, um zu tanzen und Spaß zu haben. Um Punkt 0:00 wurde für mich “Happy Birthday” gespielt und eine super tolle Geburtstagstorte überreicht…ich war wirklich gerührt von meinen Freunden. Und auch von meiner Familie und meinen Freunden zuhause erreichte mich ein Päckchen mit Briefen und kleinen Geschenken…es war wirklich schön:)

Kirche:

Ich finde es unheimlich schön, welchen Stellenwert die Kirche noch immer in Uganda hat. Meiner Meinung nach liegt es auch mit daran, dass die Messen viel fröhlicher sind. Die Leute singen und klatschen, manche tanzen auch. Kirche kam mir sehr viel lebendiger und aktiver vor, als man es aus Deutschland kennt. Darum war es auch wirklich schön, dort die Messen zu besuchen. Obwohl ich die Sprache leider nicht erlernen konnte ich den zwei Monaten, bin ich vorzugsweise in die Messe auf Acholi gegangen. Einen wirklichen Grund dafür kann ich zwar nicht nennen, aber ich glaube, es lag vor allem an den Liedern und an der Atmosphäre im Gottesdienst. Selbst ohne etwas zu verstehen, konnte man die Stimmung erfassen und wurde mitgerissen. Oft hatte ich Gänsehaut oder war den Tränen nahe, weil man an so vieles gedacht hat, was einem selbst schon passiert ist, was man dort erlebt hat. Für mich ist die Kirche wirklich ein Ort des Nachdenkens und gleichzeitig der Freude gewesen. Ein Zusammenkommen, um gemeinsam  zu denken, zu danken und zu beten. Wirklich beeindruckend!

Das Essen:

Da ich Vegetarier bin hat meine Großmutter sich zuvor sehr darum gesorgt, ob ich denn genügend Essen bekommen würde, weil “dort nur Fleisch gegessen wird”. Dem kann ich nun ausdrücklich widersprechen. Zwar gibt es häufig auch Fleisch (ganz selten gab es bei uns auch mal Fisch), aber die Mahlzeiten bestanden zu 90% aus Gemüse und Wurzeln. Oftmals wurde von unseren Köchinnen so viel zubereitet, dass man sich gar nicht entscheiden konnte und nach den Mahlzeiten immer pappsatt war. Egal ob die “Rolex” (rolled eggs) am Morgen oder die Süßkartoffeln am Mittag…man hat schon Hunger bekommen, wenn man nur an das leckere Essen gedacht hat. Zudem war es immer ein “Treffpunkt”. Am Mittag oder Abend nach der Arbeit konnte man sich von seinem Tag erzählen oder es kamen spontan noch Freunde vorbei. Es war immer lustig zusammen zu sitzen und zu essen. Bei Feiern wie der Hochzeit wurde natürlich richtig aufgetischt und Unmengen an Essen vorbereitet. Dabei gab es meistens Reis, Fleisch und gerne auch mal Innereien. Natürlich durften auch die Früchte nicht fehlen (die im übrigen traumhaft schmecken!). Vor allem die Fruchtsäfte unserer Köchinnen waren so lecker, dass die meist nicht lange gehalten haben und sofort ausgetrunken wurden.

Father Cyprian:

Father Cyprian ist ein unglaublich toller Mensch. Ich denke alle Volunteers sind sich einig, dass er perfekt in das Projekt passt und St. Mauritz in Obiya-Palaro bereichert. Wie ein Vater kümmert er sich um jeden einzelnen Volunteer und auch um jeden im Ort. Seine Tür steht jedem jederzeit offen und er bemüht sich immer um eine Lösung. Sein Lachen ist so herzlich und ansteckend. Ich habe mich von Anfang an wohl und gut aufgehoben gefühlt.
Apwoyo Father Cyprian for being such a wonderful person!

Fazit:

Alles in Allem waren diese zwei Monate wohl die aufregendsten und lehrreichsten Monate meines Lebens. Von der Schule nach Uganda. Ich bereue es, nicht länger dort geblieben zu sein, freue mich aber auch schon auf den Tag, an dem ich wieder im Flieger nach Obiya-Palaro sitze. Denn trotz dieser viel zu kurzen Zeit habe ich ein Stück meines Herzens dort verloren.

Apwoyo mattek♥ (Vielen Dank!)

 

Mission Trumpet von Sabrina J., Volunteer in Obiya

In St.  Mauritz Obiya Palaro unterstützt Thomas Stählker die Brass Band der Jugendlichen. Ein tolles Projekt, was viel Anerkennung findet.  Hierfür sammelt der leidenschaftliche Musiker in Münster und Umgebung Musikinstrumente, die für die Band benötigt werden. So brachten bereits die Eltern von Judith einige Instrumente mit und auch ich hatte für die Band eine Tuba im Gepäck. Bislang gab es keine Probleme. Christian sollte nun derjenige sein, der neun Trompeten und eine Posaune mit nach Gulu bringt. Das Problem war jedoch, dass der Zoll die Anzahl der Instrumente für eine Person als zu hoch angesehen hat. Also starteten wir die Mission Trumpet, über die ich berichten möchte:

Am 30. August, 2017 zogen die vier Auserwählten los, um die Mission Trumpet erfolgreich zu erledigen. Christian, der leider daran gescheitert ist, die Trompeten unauffällig nach Uganda zu transportieren. Judith, die bereits einige Wutanfälle beim Telefonieren mit dem Flughafen bekommen hat,  ich, die einfach eine moralische Unterstützung darstellte und natürlich Father Cyprian, der in seinem Hemd und Jackett ordentlich Eindruck schinden konnte. Unterwegs wurde noch schnell Father Cyprians Bruder – Alfons – abgesetzt. Schließlich ist keine Aufgabe zu schwer für dieses Team.

Alle zusammen saßen dann in der St. Mauritz Ambulance um „schneller durch Kampala zu kommen“. Allerdings haben wir Vier trotzdem viel Zeit gebraucht, bis wir den Flughafen in Entebbe dann mal erreicht haben.

Dort angekommen musste unser Team erst mal Bekanntschaft mit einem Drachen im Körper einer Frau machen. Judith und ich waren kurz davor, die Nerven zu verlieren, doch mit einem kurzen Gebet und dem Glauben an Father Cyprians Fähigkeit zu überzeugen, haben wir uns wieder beruhigt. Der Drache verschwand und eine Frau mit freundlichem Lächeln half dem Team weiter. Nach einigem Hin und Her und dem Verweis auf ein vorsorglich mitgebrachtes Schreiben des Archbishops, wonach all die Instrumente für einen guten Zweck sind, schafften es wir Vier, die Trompeten zu retten.

Für den Koffer mit den Instrumenten mussten wir auch keine – vom Drachen vorher verlangten – „Gebühren“ bezahlen. Ab diesem Zeitpunkt kannte man uns nur noch als die „Fantastic Four“. Wohl verdient stärkten wie uns danach mit Pommes und Hähnchen, um dann die Instrumente nach Gulu zu bringen  . #missioncompleted