Ein Jahr später – Büchereiprojekt – von Luzia B.

Hallo zusammen, nach über einem Jahr melde ich mich mal wieder. Denn ich hatte großes Glück und konnte die Semesterferien tastsächlich nutzen, um dem schönen Uganda einen weiteren ausführlichen Besuch abzustatten (1 ganzer Monat).

Ich bin also am 30.08.2017 in Düsseldorf aufgebrochen und befand mich einen Tag später in Entebbe. Wie auch schon letztes Mal wurde ich dort herzlichst von Fr. Cyprian empfangen, dieses Mal in Begleitung von Sabrina, die sich freiwillig bereit erklärt hatte, ihn nach Entebbe und ins furchtbar staubige und von Stau geplagte Kampala zu begleiten. Denn die Mission war nicht nur mich in Empfang zu nehmen, sondern auch viele, viele Bücher für „mein“ Büchereiprojekt zu besorgen, weswegen wir uns auch dazu entschieden, eine Nacht in Kampala zu verbringen, um am nächsten Tag ausgeruht durchstarten zu können.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal in aller Form dafür bedanken, dass so viele einen Gedanken und Geld für meine Idee übrig hatten, die ich vor über einem Jahr mit nach Hause brachte. Dass das Projekt jetzt wirklich Form annehmen kann, ist einfach toll.

Nachdem wir uns also ordentlich ausgeruht hatten, konnten wir nach dem Frühstück mit der typischen Erdnusspaste (Odi) endlich losfahren. Da unsere Shoppingtour auf einen muslimischen Feiertag fiel, hatten die großen Geschäfte zu unserem Glück auf, aber die Straßen waren etwas leerer als sonst. Wir fuhren also ohne große Stauunterbrechungen zu einem Buchladen, der für Uganda wirklich groß war. Ich war erstaunt über den gut sortierten Aufbau des Ladens. Das einzige Problem war, dass die Bücher dort teilweise nicht so gut gelagert wurden und auch länger im Laden standen, da es hier selbstverständlich deutlich weniger Kunden gibt. Somit sahen selbst neue Bücher teilweise sehr alt aus. Aber der Großteil sah wie neu aus, wir hatten also eine riesige Auswahl an Büchern. Umso besser war es, dass ich in Begleitung dort war. Ich hätte sonst große Probleme gehabt mich für Bücher zu entscheiden. Judith und Sabrina hatten im Vorfeld schon ein paar Wünsche von den Lehrern in St. Mauritz gesammelt und eine Liste erstellt. Die meisten Bücher suchten wir allerdings vor Ort aus. Am Ende standen wir also mit Körben voll Büchern an der Kasse, was für große Augen bei den Kassiererinnen sorgte, für den längsten Beleg den ich je gesehen habe und rund 180 Bücher, die sich nun im Besitz der Bücherei St. Mauritz befinden. Wir packten also alles in Pappkartons, räumten diese ins Auto und traten unseren Rückweg an.

Meine Aufgabe in den nächsten Tagen bestand nun darin, die Bücher für ein Leben in der Bücherei vorzubereiten. Mit meinem „Büchereifachwissen“, was mir netterweise vorher in kurzer Zeit von Frau Jungkamp beigebracht wurde, die durch lange Kirchenbücherei-Erfahrung die perfekte Ansprechpartnerin war, nummerierte ich also die Bücher durch, gab ihnen einen St. Mauritz Stempel, teilte ihnen eine Ausleihkarte zu, etc. Da allerdings schon so einige Bücher in St. Mauritz auf mich warteten (Kinderbibeln, etc.) und wir damit schon die 270 überschritten haben, war das doch eine recht mühselige Angelegenheit. Allerdings wurde sie gefolgt von einer viel schlimmeren Aufgabe. Dem EINFOLIEREN. Dazu kann ich nur sagen: Es ist ein Albtraum. Da ich aber weiß, was am Ende dabei rumkommt, ertrage ich es und mache zwischendurch immer mal ein paar Pausen, bspw. um zu essen.  Es ist toll, mal wieder die typischen Ugandaspezialitäten essen zu können. Ganz besonders gefehlt haben mir allerdings die ganzen Früchte und natürlich mein geliebtes Zuckerrohr. Zurzeit beherrschen Avocados und Ananas die Märkte, aber auch die restliche Fruchtpalette ist wie immer vorhanden. Somit wird mein Gaumen durch diverse Früchte und Fruchtsäfte verwöhnt. Das entschädigt mich auf jeden Fall auch für das zeitraubende Einwickeln der Bücher.

Einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung „fertige Bücherei“ haben wir letzten Donnerstag gemacht. Wir haben nämlich in Gulu die Tische und Bänke für die Bücherei bestellt, die dann auch schon diesen Montag angekommen sind. Mit den Bücherregalen, die eigens in St. Mauritz gebaut wurden, sieht es jetzt schon wirklich nach etwas aus. Ich hoffe, dass ich am Wochenende endlich mit den Büchern fertig werde und die Bücherei dann einräumen und ein paar dekorative Poster an den frisch gestrichenen Wänden aufhängen kann. Da vor meiner Ankunft bereits ein toller neuer Boden verlegt wurde, ist es dann sogar schon fast „gemütlich“. Vielleicht können wir pünktlich zum Schulstart am Montag, die Bücherei mit ein paar Schulkindern nutzen.

Abgesehen von der Bücherei verändert sich natürlich auch noch so einiges anderes in Obiya Palaro:

Ganz besonders beeindruckend ist natürlich der Baufortschritt des Krankenhauses. Letztes Jahr war ich dabei, als es losging und man hauptsächlich Löcher in der Erde gesehen hat und jetzt kann man schon problemlos auf dem Dach spazieren. Jetzt muss sich noch um das „Innenleben“ gekümmert werden und dann ist in Obiya Palaro tatsächlich der erste Stock eines Krankenhauses entstanden.

Trotz all der guten Sachen, waren die letzten Tage etwas traurig, wobei es emotional vielleicht eher trifft. Denn wir mussten viele Abschiede hinter uns bringen. Sabrina und Judith haben sich, kaum dass ich gekommen bin, doch glatt aus dem Staub gemacht. Ihre Zeit in Obiya ging zu Ende.

Es begann alles am letzten Freitag mit einem Mädelsabend mit unseren ugandischen Freundinnen, um in Sabrinas Geburtstag reinzufeiern. Auch mit von der Partie war natürlich Judiths Freund Christian, der uns auch am folgenden Tag beim Projekt „Geburtstagsessen“ tatkräftig unterstützt hat. Wir hatten bereits am Freitag ordentlich eingekauft, um am Samstag für ein paar Geburtstagsgäste und natürlich für Sabrina ein wenig deutsches Essen zu kochen und es war ein voller Erfolg. Zumindest leuchteten so manche Augen. Am Sonntag folgte dann die offizielle Verabschiedung der beiden, bestehend aus dem üblichen Messenmarathon, einem großen Essen und gemütlichem Zusammensitzen (mit gelegentlichen Tanzeinlagen).

Im Rahmen dieser Feierlichkeiten ist es zwar etwas untergegangen, aber es sollte natürlich nicht unerwähnt bleiben: Endlich haben die Musikinstrumente den Weg aus dem blauen Koffer in die Hände der St. Mauritz Band gefunden. Und die hat sich wirklich gefreut wie Bolle, als die ganzen Blasinstrumente aus der Luftpolsterfolie zum Vorschein kamen. Sofort wurde natürlich ein wenig Musik zum Besten gegeben und alle waren wirklich erleichtert, dass diese vom Pech verfolgten Instrumente endlich ihren Platz gefunden haben.

Am Dienstag war es dann leider so weit. Alle Sachen wurden im Auto verstaut, ebenso alle Menschen und mal wieder ging es in Richtung meiner „absoluten“ Lieblingsstadt: Kampala. Wir fuhren also nach Entebbe und lieferten Sabrina erfolgreich am Flughafen ab, Judith und Christian hatten noch das große Glück,  zwei weitere Tage in Uganda zu haben und erst am Donnerstagabend zu fliegen. Wir nutzten den Mittwoch sehr erfolgreich um etwas zu relaxen und zwar nicht irgendwo, sondern am Viktoriasee. Dieses Gewässer bringt mich durch seine Wellen, seine unfassbare Größe, die Inseln und den leckeren Tilapia einfach immer wieder zum Staunen. Ich könnte dort wirklich „ewig“ sitzen. Noch wünschenswerter wäre allerdings so ein Ausblick von meinem Balkon in Hannover. Aber naja… das ist ja nun nicht der Fall.

Heute sind dann auch die beiden anderen Richtung Heimat aufgebrochen, natürlich nicht ohne vorher  noch einmal den Taschentuchverbrauch am Flughafen in die Höhe getrieben zu haben. Kevin, Fr. Cyprian und ich befinden uns gerade auf dem Rückweg nach Gulu und haben noch so einiges an Strecke vor uns, nachdem wir gerade ca. vier Stunden durch Kampala gebraucht haben.

Somit sende ich erschöpfte, liebe Grüße aus Uganda und sage wie immer: „Apwoyo matek!“