Jahresbericht 2016

Liebe Freunde und Förderer der Uganda-Hilfe St. Mauritz e.V.

Nach einem schwierigen Jahr – den Wahlen in Großbritannien und in den USA, die jeder im postfaktischem Zeitalter unterschiedlich bewertet, dem brutalen Krieg in Syrien, dem politischen Gezerre wegen der Flüchtlinge in Deutschland, den sinnlosen Attentaten, zuletzt in Berlin – möchten wir zum Jahreswechsel 2016/2017 den Blick auf Uganda und unser Projekt richten.

Anfang des Jahres wurde in Uganda gewählt. Yoweri Museveni wurde mit 61 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Er hat mit Hilfe von Unregelmäßigkeiten, viel Geld und den Sicherheitskräften die Wahl gegen seinen ehemaligen Leibarzt Kizza Besigye gewonnen, der mehrfach während und nach der Wahl festgesetzt wurde. Seit 1986 führt Museveni, der ehemalige Rebell, das ostafrikanische Land mit starker Hand. Immerhin brachte es Uganda unter Museveni in den vergangenen 20 Jahren auf ein jährliches Wirtschaftswachstum von fünf bis zehn Prozent – das Land entwickelt sich. TV, Internet und Mobiltelefon haben Uganda rasch an die globalen Märkte herangeführt. Uganda profitiert von seinen Bodenschätzen und dem boomenden Tourismus. Der Norden des Landes ist befriedet. Nach 30 Jahren gibt Ugandas Armee die Jagd nach dem Staatsfeind Nummer eins auf: Joseph Kony, berüchtigter Anführer der ugandischen Rebellen der Lord’s Resistance Army und einer der brutalsten Kriegsherren Afrikas, ist, so die Regierung, kein Thema mehr. Ugandas Armeesprecher Oberst Paddy Ankunda erklärte: „ Die Lord’s Resistance Army ist als konventionelle Kraft keine Bedrohung mehr für das Land“. Neue Unruhen gab es allerdings im Westen des Landes. Das Gebiet Rwenzururu wurde Anfang der 1990er Jahre wieder als traditionelle Monarchie zugelassen. Nach Regierungsangaben strebte der König Ende November 2016 die Abspaltung von Uganda an. Kämpfer hatten eine Polizeiwache nahe der Stadt Kasese angegriffen. Daraufhin stürmten Sicherheitskräfte den Sitz des Königs. Es kam zu schweren Gefechten. Mehr als 62 Menschen wurden getötet und es wurde mehr als deutlich, wer in Uganda die Macht hat.

Der Jahreswechsel in Münster 2015 / 2016 stand ganz im Zeichen der WN-Weihnachts-Spendenaktion.  Die Medizinstation, die vor 20 Jahren mit Hilfe von Leser-Spenden aufgebaut wurde, kann nun um einen Bettentrakt erweitert werden. In 2016 gab es viele Aktionen zu Gunsten der Uganda-Hilfe in Münster und Warendorf. Das Jahr begann mit einem Vortrag in St. Konrad, der noch von unserem im Laufe des Jahres verstorbenen lieben Freund Dieter Fuchs vom Katholischen Bildungswerk St. Mauritz ausgerichtet wurde. Gemeinsam mit unseren afrikanischen Freunden Matthiew Odong und Father Cyprian Odongo, die den Jahreswechsel mit uns in Münster verbrachten, berichteten Georg Altrogge und Ulrich Schmitz-Hövener über Uganda, die Perle Afrikas. Weitere Vorträge über die Projektarbeit folgten im Verlauf des Jahres in der Kirchengemeinde St. Mauritz Münster, St. Laurentius Warendorf und im AWG Gymnasium, welches uns außerdem wieder tatkräftig mit vielen Aktionen, zum Beispiel dem Sponsorenlauf rund um das AWG, dem Trödelmarkt in Sassenberg, dem Verkauf von ugandischen Bastelarbeiten auf Schulveranstaltungen etc. unterstützte. Auch waren wir auf unserem Pfarrfest und zur Weihnachtszeit auf diversen Weihnachtsmärkten in Münster und Warendorf präsent.

Aus Gulu und unserem Projekt in Obiya Palaro kann berichtet werden, dass die Infrastruktur mehr und mehr ausgebaut wird. Schule, Medizinstation und Geburtsstation tragen hierzu bei und die Bevölkerung richtet jetzt  im Frieden den Blick auf die Zukunft. Es gibt keine Familie in Obiya Palaro, die nicht Opfer der Rebellen geworden ist. Die Menschen haben Leid und Vertreibung am eigenen Leib erfahren und unterstützen heute mit dem, was sie haben, Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Südsudan. Auch in Obiya Palaro leben Flüchtlinge, die nur ihr Leben retten konnten in einem sinnlosen Bürgerkrieg. Sie werden in unserer Medizinstation betreut und viele ihrer Kinder besuchen bereits unsere Schule.

Zwei junge Freiwillige aus Münster, Luzia Bruns und Christina Strobelt, haben jeweils für einige Monate in Obiya Palaro gelebt und gearbeitet. Sie haben dort viele positive Erfahrungen gesammelt und sich in das Projekt eingebracht.  Auf Initiative von Luzia Bruns entsteht jetzt eine kleine Bücherei auf dem Gelände. Zurück in Deutschland, vermissen unsere Freiwilligen die fröhlich-freundliche und unbeschwerte Lebensart und hoffen, die neugewonnenen Freunde in Zukunft noch häufig besuchen zu können.

Auch der Projektbesuch von Georg Altrogge, Thomas Stählker und Ulrich Schmitz-Hövener Ende Oktober zeigte mehr als deutlich, wie sich unsere „Hilfe zur Selbsthilfe“ entwickelt hat. Wir konnten uns von der ordnungsgemäßen Verwendung der von uns zur Verfügung gestellten Mittel überzeugen. Viele Vorschläge, was zukünftig initiiert werden soll, so zum Beispiel Lehrwerkstätten, zeigten uns, wie wichtig Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist, um zu verstehen, was die Bevölkerung wirklich benötigt. Miteinander Erfahrungen zu machen, Anteil an ihrem Leben zu nehmen, miteinander zu lachen und zu tanzen ist genauso wichtig wie mit finanziellen Mitteln zu helfen. Allein, dass der „Stiftstrompeter“ aus St. Mauritz, Thomas Stählker, jeden Tag mit den Jugendlichen in Obiya Palaro bei sengender Hitze musizierte und Ehrenmitglied der Brassband wurde, wird noch in Jahren Gesprächsthema sein.

Mit Nachdruck wird am Bau des Krankenhauses gearbeitet, welches in einzelnen kleinen Abschnitten realisiert wird, um so im Kleinen anzufangen und bei Bedarf zu erweitern. Die Bodenplatte für das 900 qm große Gesamtgebäude ist bereits fertiggestellt. 2017 soll der erste Teilabschnitt fertig sein. Es gilt, dieses Vorhaben zur besseren medizinischen Versorgung der Bevölkerung mit Nachdruck umzusetzen. Deswegen hoffen wir auch weiterhin auf Ihre Unterstützung und sagen an dieser Stelle gemeinsam mit unseren afrikanischen Freunden ganz herzlichen Dank – apwoyo – für all Ihre Hilfe, denn nur gemeinsam mit Ihnen sind wir in der Lage, kontinuierlich und nachhaltig „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten.

Ulrich Schmitz-Hövener – Vorstand Uganda-Hilfe