Endlich wieder sehen können!

Uganda-Hilfe St. Mauritz arbeitet jetzt mit Augenärzte-Team aus Ahaus zusammen

Von Klaus Baumeister – mit freundlicher Genehmigung der WN

Münster. Als die Münsteranerinnen und Münsteraner 1995 in unserer Zeitung zum ersten Mal etwas über das Dorf Obiya Palaro im Norden Ugandas erfuhren, ahnte niemand, welche Entwicklung die dortige Pfarrgemeinde St. Mauritz nehmen würde.


27 Jahre später ist die medizinische Infrastruktur in der Partnergemeinde der münsterischen Pfarrei St. Mauritz so gut, dass dort jüngst ein dreiköpfiges Ärzte-Team aus Ahaus in fünf Tagen 100 Augen-Operationen durchführte. 100 Männer und Frauen, die „praktisch blind“ waren, so Dr. Ralf Gerl, Leiter des Ärzteteams, können jetzt wieder sehen. Operiert wurden schwere Fälle von Grauem Star, die in Deutschland praktisch nicht vorkommen, da betroffene Patienten viel früher behandelt werden.


80-jähriger Augenarzt noch immer aktiv


„Die Arbeit war sehr anstrengend, aber auch äußerst beglückend“, so der 80-jährige Mediziner Gerl. „Das ganze Umfeld in Obiya Palaro hat uns sehr überzeugt, wir kommen wieder“, kündigt er bereits die nächsten Einsätze an – dann auch mit Ausbildungseinheiten für ugandische Ärzte.
Aber der Reihe nach: Dass Obiya Palaro zum Standort einer in der Region dringend benötigten Augenklinik geworden ist, ist das Ergebnis jahrelanger Aufbauarbeit durch das münsterische Hilfswerk Uganda-Hilfe St. Mauritz. Den Anfang machte eine Spendensammlung für eine Medizinstation in Trägerschaft der Kirchengemeinde.


Die Einrichtung ging vor 25 Jahren an den Start und sorgt seitdem dafür, dass die verstreut lebende Bevölkerung bei Fällen von Malaria, Infektionserkrankungen oder Verbrennungen (in Uganda leider sehr häufig) behandelt werden kann.


Erst Medizinstation – dann Kleinkrankenhaus


2015 folgte der Bau eines kleinen Krankenhauses nebenan, um Patienten auch stationär aufnehmen zu können. In genau dieses Krankenhaus ist nun Augenarzt Dr. Gerl eingezogen. Genauer gesagt ist es so, dass die von Gerl gegründete Stiftung „Besser sehen“ einen Trakt nutzt – zum einen für die augenärztliche Regelversorgung, die durch einen ugandischer Arzt und eine ugandische Krankenschwester geleistet wird, zum anderen aber auch für die so genannten Augen-Camps, die zur Regel werden sollen. Dabei handelt es um Arbeitseinsätze deutscher Ärzte, die – für die Patienten kostenlos – Operationen am Grauen Star durchführen.


Seit Jahrzehnten engagiert sich der Augenarzt aus Ahaus ehrenamtlich in Entwicklungsländern, um den Grauen Star, eine Eintrübung der Augenlinse, zu behandeln. Dabei hat er aber auch unangenehme Erfahrungen dergestalt gemacht, dass ihm das erforderliche Equipment gestohlen wurde.


Das Bemühen, diesen Fehler nicht ein zweites Mal zu machen, brachte Ralf Gerl mit Ulrich Schmitz-Hövener zusammen, dem Vorsitzenden der Uganda-Hilfe St. Mauritz. In vielen Gesprächen mit Schmitz-Hövener, aber auch mit dem Pfarrer von St. Mauritz in Obiya Palaro, Father Cyprian, konnte sich Gerl von der Besonderheit des kirchlichen Kleinkrankenhauses in Uganda überzeugen: nämlich die enge Verzahnung mit der örtlichen Bevölkerung und die damit verbundene Sozialkontrolle.


„Bei allem, was wir in Obiya Palaro fördern, achten wir darauf, dass unsere Freunde in Uganda die neu geschaffenen Einrichtungen als ihre Einrichtungen empfinden“, so Schmitz-Hövener zur Grundphilosophie.


Genau deshalb hatte Gerl auch keine Sorge, einen ganzen Container mit medizinischer Ausrüstung, die der 80-Jährige gesammelt hat, nach Obiya Palaro zu bringen: OP-Tische, Mikroskope, Verbrauchsmaterialien und vieles mehr.


300 Patienten auf der Warteliste


Beim ersten Augen-Camp waren drei Ärzte, sieben Schwestern, ein Techniker und ein Fotograf zugeben. Und wie zu hören ist, wollen sie alle wiederkommen. Neben Ralf Gerl operierten auch sein Sohn Dr. Matthias Gerl und Themistoklis Tsintarakis.


Ulrich Schmitz-Hövener macht keinen Hehl daraus, dass die Zusammenarbeit mit der Gerl-Stiftung für ihn ein „absoluter Glücksfall“ ist. Durch das neue Behandlungsangebot sei die Bedeutung des Krankenhauses für die Region noch einmal gewachsen. „Es stehen schon wieder 300 Patienten auf der Warteliste.“

Bildergalerie – copyright Christian Beck

WN-Spendenaktion

Seit über 30 Jahren rufen die WN alljährlich im November ihre Leserinnen und Leser auf, für ausgewählte Projekte zu spenden. Die Uganda-Hilfe St. Mauritz ist ein Beispiel dafür, dass aus dieser Zusammenarbeit Gutes entstehen kann. 1995 wurde eine Medizinstation gefördert, 2015 dann ein Kleinkrankenhaus.Auch in diesem Jahr planen die WN wieder eine Weihnachtsspendenaktion. Interessierte münsterische Gruppen – etwa aus den Bereichen Soziales, Gesundheit oder Eine-Welt-Arbeit – können sich mit konkreten Projekten bewerben. 2021 wurden das Netzwerk Roter Keil (Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch), der Förderverein Zentrales Nervensystem und das Ghana-Team der Gemeinde Liebfrauen-Überwasser gefördert. Bewerbungen bis zum 1. Oktober an redaktion.ms@zeitungsgruppe.ms